- Das Deutsche Kaiserreich
- Anfänge des zweiten Deutschen Kaiserreichs
- Wilhelm I.
- Otto von Bismarck
- Der Weg zur deutschen Einheit
- Der Deutsche Bund
- Der Norddeutsche Bund
- Der Französisch-Deutsche Krieg
- Das zweite deutsche Kaiserreich
- Die Verfassung
- Bismarcks Innenpolitik
- Innenpolitik der 1870er
- Innenpolitik der 1880er
- Die soziale Struktur
- Das Bismarcksche Bündnissystem
Das Deutsche Kaiserreich
Anfänge des zweiten Deutschen Kaiserreichs
Im 19. Jahrhundert gab es zwischen Preußen und Österreich einen Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland. 1849 stellte Friedrich Wilhelm IV. eine Verfassung auf, die auch die Erfurter Union mit einband. Dadurch entstand eine Vereinigung von norddeutschen Staaten, die von Preußen angeführt wurde. Österreich und Russland befürchteten eine Hegemonie Preußens über Deutschland. Durch die Olmützer Punktation von 1850 gab Preußen schließlich seinen Führungsanspruch ab.
Preußen und Österreich wurden daraufhin zu Kontrahenten um die Macht in Deutschland.
Wilhelm I.
1858 dankte Friedrich Wilhelm IV. aus gesundheitlichen Gründen ab und 1861 wurde Wilhelm König von Preußen. Wilhelm I. versprach neutraler zu regieren und die Leute dachten, dass er liberaler regieren würde. Er reformierte die Armee, indem er mehr Soldaten einstellte und das Standesheer einführte.
Die Liberalen wollten kein Geld für die Reformen der Armee ausgeben. Wilhelm I. setzte daraufhin 1862 Otto von Bismarck als Ministerpräsident und Außenminister ein.
Otto von Bismarck
Bismarck vertrat die Meinung der Lückentheorie, nach der er zwischen dem König und dem Parlament verhandelte, falls es zu Unstimmigkeiten kommen sollte. Dabei sollte er als Ministerpräsident, somit als Kopf der Regierung und als Repräsentant, so handeln, dass die Politik positiv beeinflusst wird.
Bismarck setzte durch seine Stellung die Reform der Armee gegen den Willen des Parlaments durch.
Der Weg zur deutschen Einheit
Der Deutsche Bund
Zwischen 1815 und 1866 existierte als ein „Nachfolger“ des Heiligen Römischen Reiches der Deutsche Bund. Er war ein Staatenbund und bestand aus 39 Mitgliedern (35 Staaten und vier Länder).
1864 und 1866 kam es schließlich zu zwei Kriegen, in denen es um die Vorherrschaft innerhalb Deutschlands ging: Der Deutsch-Dänische Krieg und der Österreichisch-Preußische Krieg. Preußen ging aus beiden Kriegen siegreich hervor und war damit die mit Abstand größte Macht in Deutschland. Eine wichtige Rolle spielte hierfür vor allem die bessere Ausrüstung.
So hatte Preußen ein besser ausgebautes Eisenbahnnetz, wodurch sich die Truppen schneller bewegen konnten. Außerdem standen ihnen „Hinterlader“ zur Verfügung. Dies sind Gewehre, die man nicht mehr umständlich von vorne beladen musste, sondern von hinten schnell schussbereit machen konnte.
Der Norddeutsche Bund
Nach dem Sieg über Dänemark und Österreich bildete sich der Norddeutsche Bund, dem 22 Staaten und drei Städte angehörten. Dem gegenüber standen die Südstaaten, die Preußen skeptisch gegenüberstanden.
Nach 1866 gab es eine preußische Hegemonie (Vorherrschaft). Auch hatte Preußen eine große Macht in Europa und die Rivalität, die auch als „Erbfeindschaft“ bezeichnet wurde, nahm gegenüber Frankreich, das unter der Herrschaft von Napoleon III. stand, zu.
Der Französisch-Deutsche Krieg
Frankreich war im 19. Jahrhundert von der Familie der Hohenzollern umgeben (Spanien und Preußen). Es versuchte sich von der Bedrohung, die aus dem Süden und dem Osten sowie aus dem Norden durch England drohte, zu befreien.
Der Französisch-Deutsche Krieg im Jahre 1870 wurde durch die Emser Depesche ausgelöst, die durch eine inhaltsverändernde Verkürzung Bismarcks wie ein Affront bzw. wie eine Kriegserklärung gegenüber Deutschland klang. Der Ablauf der Ereignisse lässt sich wie folgt darstellen:
Datum | Frankreich (Napoleon III.) | Preußen (Bismarck) |
19.6.1870 | Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen kandidiert für die spanische Krone | |
6.7.1870 | Frankreich protestiert (Außenminister Gramont) | |
12.7.1870 | Ablehnung durch Leopold | |
13.7.1870 | Frankreichs Anfrage zu einer formalen Abtretung | Wilhelm I. lehnt die Anfrage ab |
14.7.1870 | Emser Depesche (und Verkürzung durch Bismarck) | |
19.7.1870 | Frankreich erklärt Preußen den Krieg |
Napoleon III. verlor die entscheidende Schlacht am 2. September 1870 bei Sedan, wobei er und weitere 100.000 Soldaten gefangen genommen wurden. Der Sieg der Preußen ist auf eine geheime Allianz mit den südlichen Staaten nach 1866 und einer besseren Mobilität der Preußen zurückzuführen.
Der 2. September wurde später zu einem nationalen Feiertag, dem Sedantag. Heute noch zeugen teilweise in Städten mit Straßennamen wie „Sedanstraße“ davon.
Die Niederlage hatte sowohl auf französischer als auch auf deutscher Seite weitreichende Folgen:
- Proklamation der dritten französischen Republik am 4. September 1870
- Welle des Nationalismus in beiden Ländern
- Vorzeitiger Friedensvertrag in Versailles; Nationalversammlung wird nach Bordeaux verlegt
- Verlust von Elsass und Lothringen an Preußen
- Reparationszahlungen in Höhe von 5 Milliarden Francs und Besatzung Ostfrankreichs bis Geld bezahlt wurde
- Ausruf des zweiten deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles
Außerdem fühlte sich Frankreich gedemütigt und Deutschland besaß eine große Summe Geld. Es begründete die Zeit des Imperialismus/der Gründerzeit im Kaiserreich.
Das zweite deutsche Kaiserreich
Die Verfassung
Die Verfassung, die auch Bismarck-Verfassung genannt wird, beschränkte sich auf das deutsche Gebiet ohne Österreich und schloss Minderheiten aus Dänemark, Frankreich und Polen mit ein. Es wird durch den Ausschluss von der „kleindeutschen Lösung“ gesprochen. Damit war Österreich, dass 70 Jahre zuvor noch fest zu „Deutschland“ gehörte, kein Bestandteil mehr davon.
Der preußische König wurde der neue Kaiser, der oberster Befehlshaber über die Armee war. Er stand an der Spitze des Staates stand konnte den Kanzler ernennen und entlassen. Außerdem wurden ein Bundesrat und ein Reichstag eingeführt.
Das Kaiserreich gliederte sich in 25 Bundesstaaten, wobei Preußen mehr als 2/3 des Territoriums besaß. Damit gab es innerhalb Deutschlands eine Hegemonie, die auch dadurch zum Ausdruck kam, dass Preußen im Bundesrat mit Abstand am meisten Stimmen hatte.
Bismarcks Innenpolitik
Innenpolitik der 1870er
Von 1871 bis 1879 führte Bismarck den sogenannten „Kulturkampf“, in dem er gegen die Zentrumspartei vorging, um so die Partei und die Katholiken nachhaltig zu schwächen. Dazu traf er verschiedene Maßnahmen:
- keine kirchliche sondern staatliche Bildungseinrichtungen
- Einführung der Zivilehe anstelle der Kirchenehen
- Kanzelparagraph: Geistlichen wird verboten, bei Predigten den „öffentlichen Frieden zu gefährden“
- „Brotkorbgesetz“: Den Kirchen werden staatliche Zuwendungen verweigert
Innenpolitik der 1880er
In den 1880er Jahren bekämpfte Bismarck vor allem die Sozialisten, da sie „eine Gefahr für die Republik“ darstellten. Sein Ziel war es, die Sozialistische Arbeiter Partei Deutschlands (SAP) zu zersetzen. Dafür wandte er die Methode „Zuckerbrot und Peitsche“ an:
Durch das Sozialistengesetz wurden öffentliche Treffen verboten, die Medien zensiert und Gewerkschaften verboten. Die ist die „Peitsche“.
Auf der anderen Seite wurden durch die soziale Gesetzgebung die Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884) und die Rentenversicherung (1889) eingeführt. Das war für die Arbeiter das „Zuckerbrot“.
Die Resultate seiner Innenpolitik waren, dass die Nationalliberalen geschwächt wurden und die SPD stärker als zuvor war.
Die soziale Struktur
Da das Deutsche Kaissereich eine Monarchie war, stand an der Spitze des Staates der Kaiser. Unter ihm war die Aristokratie, die im (ranghohen) Militär und in der Verwaltung tätig waren. Sie bildeten die Oberschicht.
Die Mittelschicht war unterteilt in die obere, mittlere und untere Schicht. Angehörige der oberen Mittelschicht waren unter anderem Händler; zu der mittleren gehörten Lehrer, Ärzte, Anwälte und zu der unteren Künstler und Geschäftsinhaber.
Zu der Unterschicht gehörten die Arbeiter von Fabriken. Ethnische Minderheiten waren die Dänen, Franzosen und Polen, die versuchten wurden „einzudeutschen“.
Das Bismarcksche Bündnissystem
Durch die Vereinigung der einzelnen Staaten Deutschlands zu einem Bundesstaat, kam es zu einer Destabilisierung der Machtverteilung in Europa. Frankreich bedrohte Deutschland mit einem „Rachekrieg“, da die Franzosen durch den Französisch-Deutschen Krieg brüskiert worden waren. Großbritannien wollte zudem eine Stabilisierung der Verhältnisse, um ihren Kolonialismus voranzutreiben. Russland schien neutral gegenüber Deutschland eingestellt zu sein und Österreich war nicht mehr an eine Bindung an Deutschland interessiert und wandte sich den Balkanstaaten zu.
Bismarck schloss viele Allianzen, um so in keinen Krieg verwickelt zu werden:
- 1873: Dreikaiserbund mit Österreich und Russland
- 1879: Zweibund mit Österreich-Ungarn gegen Russland, nachdem die Allianz mit Russland dererseits gebrochen worden war (1882 tritt Italien zum Dreibund bei)
- 1881: Dreikaiserabkommen (erneuerte Version des Dreikaiserbunds)
- 1882: Dreibund mit Italien und Österreich
- 1887: Rückversicherungsvertrag mit Russland, nachdem Dreikaiserabkommen 1885 gebrochen worden war; Deutschland versprach bei einem Angriff Österreichs auf Russland neutral zu bleiben; Russland sicherte Neutralität bei einem Angriff von Frankreich zu
- 1887: Mittelmeerabkommen zwischen Großbritannien, Österreich und Italien; Versicherung des Status quo am Mittelmeer und dem Nahen Osten; Vertrag war gegen Russland gerichtet
Die Verträge, die Bismarck schloss oder wie beim Mittelmeerabkommen veranlasste, waren häufig entgegen anderen gerichtet, was zwangsläufig zu Brüchen führen musste. Er schaffte es aber auch die Situation in Europa zu stabilisieren, nicht auch letztendlich dadurch, dass Frankreich aus den Bündnissen ausgeschlossen war. Dadurch wurde für eine relativ lange Zeit kein Krieg geführt.