Marcus Valerius Martialis
Leben
Martial wurde zwischen 38 und 41 n. Chr. an einem 1. März (deshalb sein cognomen Martialis) in Bilbilis nahe Saragossa geboren. Als er ein Kind war besuchte er Grammatik- und Rhetorikunterricht.
Um 64 kam er nach Rom, wahrscheinlich abhängig von Seneca und Lucan, die führende Persönlichkeiten der Pisonischen Verschwörung im Jahr 65 waren. Es ist unklar, ob deren Tod und die Verbindung zu ihnen, Martial davon abhielten in den ersten 16 Jahren seines Romaufenhaltes Werke zu veröffentlichen.
Unter Titus (79-81) brachte Martial im Jahre 80 sein erstes Epigrammbuch „liber spectaculorum“ auf Grund der Eröffnung des „Amphiteatrum Flavium“ (Colloseum).
Während der Herrschaft Domitians (81-96) publizierte er vermutlich zwsichen 83 und 85 zwei Sammlungen poetischer Gedichte als Begleitung kleiner Geschenke, wie sie an den Saturnalien üblich waren, die sog. „Xenia“ („Gastgeschenke“, die man an Freunde schickte) und „Apophoreta“ („Geschenke zum Mitnehmen“ für die Gäste).
Danach kamen von 86 bis Ende 95 die "Bücher I-X" der Epigrammata, wobei unklar ist, ob jährlich ein Buch erschien. Die Themen wurden meist als Invektiven (Schmähgedichte, Beleidigungen) bearbeitet, waren aber sehr vielfältig und aus dem Leben gegriffen, wie z.B. Erbschleicherei, Ärztekritik, Selbstverliebtheit, Beziehungen zwischen Mann und Frau, Freunden, Klient und Patron, sexuelles Verhalten und körperliche Gebrechen. Er schrieb auch poetologische Epigramme (Epigramme zur Dichtung).
Unter Nerva (96-98) und Trajan (98-117) veröffentlichte Martial die Epigrammbücher XI (96) und XII (101/102).
Durch seine Dichtung erlangte er Anerkennung, Zugang zu Literatenkreisen, gewisse materielle Grundlagen, wie eine Wohnung in Rom und ein kleines Gut bei Nomentum (circa 20km nordöstlich von Rom). Er wurde von Titus und Domitian mit dem Titel des Militärtribuns geehrt und gehörte in den Ritterstand, was ein Vermögen von mind. 400000 Sesterzen voraussetzte. Martial erhielt auch das „ius trium liberorum“, was Vätern von mind. drei ehelichen Kindern Privilegien einräumte.
Nach 34 Jahren in Rom kehrte Martial nach Bilbilis zurück, wobei die Beweggründe unklar sind. In der Heimat publizierte er schließlich das Epigrammbuch XII (101/102). Im Jahre 104 starb Martial.
Aufbau eines für Martial typischen Epigramms
In den Werken des Martials findet man eine Zweiteilung vor. Der erste Teil des Epigramms ist objektiv und schildert allgemein die Situation, den Vorfall, die Sachlage oder eine Beschreibung.
Im zweiten Teil wird subjektiv eine persönliche Stellungnahme gebracht. Diese führt zu einer Pointe, die oft bis zum letzten Wort hinausgezögert wird und meist als Paradoxon formuliert wurde, d.h. es ist eine der erwarteten oder vermuteten Aussage entgegengesetzte, überraschende, prägnante Formulierung.
Dieser Kontrast ist stilistisch ausgefeilt. Martial ist der „Vater“ dieser Art von Epigrammen, bei der in äußerster denkerischer und sprachlicher Prägnanz ein Thema als Zwei- oder Vierteiler zur Sprache gebracht wird.