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Leben in der Industriegesellschaft

Bedingungen für den Wandel

Da es im Heiligen Römischen Reich um die 300 Territorien gab, die durch Zollschranken getrennt wurden und andere Maß- und Münzsysteme sowie eine schlechte Infrastruktur hatten, wurde die wirtschaftliche Entwicklung erschwert.

Während dem Deutschen Bund wurde das Verkehrsnetz ausgebaut und die Zollschranken abgeschafft. 1834 erreichte diese Entwicklung mit der Gründung des Deutschen Zollvereins einen Höhepunkt. Diese Neuerungen reichten jedoch nicht aus; es mussten noch weitere Reformen durchgeführt werden.

Agrarreformen

Durch die Aufhebung der ständischen und feudalen Schranken konnte eine Dynamisierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung erzielt werden. So führte die Privatisierung der Landwirtschaft zu einer erhöhten Produktion.

Jedoch führte die Abschaffung des Lehnwesens dazu, dass die Bauern ihren Schutz verloren. Da sie formal gleichgestellt waren, gab es aber eine Ungleichheit in den wirtschaftlichen „Startbedingungen“. Besonders den Menschen der dörflichen Unterschicht ging es schlechter als vor der Reform, da diese bei der Neuverteilung des Landes keinen Anteil bekamen.

Gewerbereform

Mit den Gewerbereformen wollten die Regierungen die Wirtschaftsverfassung liberalisieren. So wurden Zünfte aufgehoben. Jedoch übernahmen Behörden die Ausstellung der Konzessionen nach verschiedenen Faktoren, wie fachlichen Qualifikationen oder persönlichen Eigenschaften.

Kurzfristig wurde dadurch erreicht, dass mehr Meister und mehr Betriebe zugelassen wurden, aber weniger Gesellen angenommen wurden. Letztlich wurde dadurch ein offener Wettbewerb erreicht.

Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen

Während in manchen Bereichen des Lebens moderne Erscheinungen aufkamen, verschwand das „Alte“ nicht sofort. Manche vorindustrielle Muster entwickelten sich langsamer oder entwickelten sich rückwärts.

Liberalisierung durch Reformen in Preußen

Vergleich England – Preußen

Während England ein fortschrittliches Land und treibende Kraft der Industrialisierung war, war Preußen rückständig. In England war die Landbevölkerung nicht gebunden und konnte so in den Städten neue Arbeit suchen, wodurch das Arbeitskräfteangebot und die Binnennachfrage stieg.

Kurze Transportwesen, die staatliche Form sowie die offene Gesellschaftsform ermöglichten den Unternehmen neue technologische Innovationen. In Preußen und vor allem östlich der Elbe war durch die Gutsherrschaft die Bevölkerung nicht frei. Dadurch wurde die wirtschaftliche Eigeninitiative und die Bildung eines Arbeitsmarktes unterbunden.

Wachsender Reformdruck

Durch die Niederlage gegen Frankreich und durch den Frieden von Tilsit, wegen dem Prueßen die Hälfte seines Gebiets verlor und hohe Zahlungen vornehmen musste, wodurch der Staat in eine finanzielle Krise stürzte, musste Friedrich Wilhelm III. Reformen in der Wirtschafts- und Sozialverfassung vornehmen.

Dazu kam, dass durch das starke Bevölkerungswachstum Unruhen und ein sozialer Zusammenfall zu erwarten war. Deshalb wurd eine defensive Modernisierung gegen Frankreich vorgeschlagen, die auf den Lehren Adam Smiths basierte, mit dem Ziel des Wiederaufstiegs Preußens.

Wirkung

Mit dem sogenannten Oktoberedikt wurde die Agrarreform begonnen. Durch diese Verordnung wurde die Gutsherrschaft aufgehoben. Profiteure waren vor allem die Rittergutsbesitzer; es bildete sich auch eine neue dörfliche Unterschicht, die häufig unter anderem als Tagelöhner Geld verdiente.

Die Einführung der Gewerbefreiheit im Jahre 1810 stärkte die Wirtschaftskraft Preußens. Durch den freien Markt gab es eine Konkurrenz, wodurch mehr Steuereinnahmen erzielt werden konnten. Jedoch stieg die Anzahl der Betriebe so stark an, dass die Preise sanken, viele Familien verarmten und sich so die sozialen Spannungen verstärkten.

Zusätzlich zu den Reformen wurde das Steuersystem vereinfacht und die Binnenzölle 1818 abgeschafft. 1812 wurde das Edikt „Bürgerliche Verhältnisse von Juden“ erlassen, dass Juden mit Christen gleichstellte. Der preußische Staat wurde auch in den Bereichen Politik, Verwaltung, Militär und Bildung modernisiert.

Industriegesellschaft in Bayern

Bayern im 19. Jahrhundert

Bayern ist heue wirtschaftlich sehr stark aufgrund der Modernisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Davor war es weitgehend Agrarland, obwohl mache Fortschritte erreicht wurden. Grundlagen der Wirtschaft waren Salz, Holz, Getreide, Vieh und Wein, die wichtige Exportgüter waren.

Neben der Landwirtschaft gab es Handwerk und einzelne Manufakturen. Die Entwicklung verlief langsam und nicht flächendeckend. Die Industrialisierung wurde den Rohstoffmangel und durch die Binnenlage des Königreichs. Die Donau konnte trotz der Zugehörigkeit zum Deutschen Zollverein nicht als Transportweg genutzt werden, da Österreich/Ungarn diesem nicht angehörte.

Förderung des Gewerbes

1834 scheiterte eine weit reichende Liberalisierung des Gewerbes am Einspruchsrecht der Gemeinden, die ein Einspruchsrecht bei der Erteilung von Zulassungen von Betrieben hatten. Es wurden trotzdem Reformen gebilligt, dem ein Protest des Handwerks folgte, da es nicht gegen die Fabriken konkurrieren konnte.

1852 gab es eine neue, zunftfreie Gewerbeinstruktion erlassen, die trotzdem kein Schutz der Handwerker vor Arbeitslosigkeit hatte. 1868 wurde die vollkommene Gewerbefreiheit mit einer neuen Gewerbeordnung eingeführt, der Zunftzwang abgeschafft.

Industriezentren

Die industrielle Entwicklung konzentrierte sich in Bayern auf einige Orte, vor allem Augsburg, München, Nürnberg, Schweinfurt und Würzburg. Zwischen 1815 und 1840 gab es kaum mehr als 50 Großbetriebe (mehr als 10 Angestellte). Seit den 1860er Jahren setzte sich die Industrialisierung fort.

Wichtige Branchen waren die Verbrauchsgüterherstellung, die Schuh- und Glasindustrie, der Maschinenbau, die Elektrotechnik, Kugellagerfabriken sowie die Chemieindustrie.

Um die Jahrhundertwende gab es einen Modernisierungsschub, der durch die Ersetzung von Kohle durch Gas ermöglicht wurde. Seit den 1890er-Jahren gewann die Elektrizität an Bedeutung, welche in Bayern durch Wasserkraft erzeugt werden konnte. Ab 1912/13 wurden Bahnstrecken elektrifiziert.

Eisenbahnbau

1835 fuhr die erste deutsche Dampfeisenbahn Eagle zur Personenbeförderung auf der Nürnberg-Fürther Eisenbahn. Durch den Beweis des wirtschaftlichen Erfolgs wurde der Eisenbahnbau in Deutschland vorangetrieben. Dadurch gab es einen starken Wachstumsschub im Maschinenbau sowie in der Eisenerz- und Kohleförderung und die Schwerindustrie wurde zum Leitsektor.

1843 wurde das bayerische Eisenbahnnetz systematisch ausgebaut. Beim Ausbau der deutschen Hauptlinien übernahm die bayerische Staatsbahn die Verantwortung.

Grundlinien der Bevölkerungsentwicklung

Das Bevölkerungsgesetz von Robert Malthus

Robert Malthus prophezeite 1798, dass sich die Bevölkerung schneller als die Nahrungsproduktion entwickle und dass dadurch ein Missverhältnis zwischen der Bevölkerung und den Lebensmittelvorräten entsteht.

Nach ihm würde sich die Einwohnerzahl in einer geometrischen Reihe (1, 2, 4, 8 etc.) und die Nahrungsmittelproduktion in einer arithmetischen Reihe (1, 2, 3, 4 etc.) entwickeln, was zu einer Überbevölkerungskatastrophe führt.

Bevölkerungsentwicklung im 19. Jahrhundert

Ab 1850 gab es ein beschleunigtes Wachstum der Bevölkerung; zunächst waren ländliche Unterschichten betroffen (agrarische Bevölkerungswelle), danach städtische Unterschichten (industrielle Bevölkerungswelle).

Grund dafür waren Fortschritte in der Landwirtschaft und die damit gesicherte materielle Existenzgrundlage und weniger medizinische Gründe. Außerdem bot die Industrialisierung neue Erwerbschancen, die gesamtwirtschaftliche Lage verbesserte sich und der Lebensstandard stieg. Durch die Lockerung der Heiratsbeschränkungen stieg auch die Geburtenrate.

Ausbleiben einer Überbevölkerungskatastrophe

Während es in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch Hungersnöte gab, verbesserte sich die Lebensmittelsituation durch die Agrarreform und durch die Modernisierung der Agrarwirtschaft. Es war nun auch möglich nahrungsarme Gebiete durch nahrungsreiche u.a. mit der Eisenbahn schnell zu versorgen. Die Lebensmittelproduktion bzw. -verarbeitung wurde weiterentwickelt, wodurch sie länger haltbar waren.

Familiengemeinschaften und Geschlechterrollen

Zerfall der Familie durch den Kapitalismus?

Während der Industrialisierung nahm man an, dass der Kapitalismus die Familie zerstöre. Heute ist man der Meinung, dass die Bedeutung der Familie zunahm; so konnte ein Angestellter in einem handwerklichen Betrieb schwer eine Familie gründen. Da Heiratsbarrieren verschwanden, konnte sich die Ehe nun auch in den Unterschichten durchsetzen.

Geschlechterrollen

Da sich die Rollen änderten, sah man die „Gefahr“, die Frau könne den Mann als Versorger und Oberhaupt ablösen und ihn „entmannen“. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der erwerbstätigen Frauen, diese waren aber meist ledig.

Lohn- und Hausarbeit

Der Mann galt immer noch bzw. erst jetzt als Autoritätsperson und Familienernährer. Die Frau war ihm nachgeordnet und hatte einen geringeren ökonomischen Wert. Da in der Leistungsgesellschaft nur die Arbeitsleistung gilt, kam es hier zu einer Aufwertung des Mannes und zu einer Abwertung der Frau.

Geschlechterverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt

Frauen wurden meist schlechter bezahlt und ausgestattet als Männer. Sie hatten geringere Aufstiegsmöglichkeiten und durch die kapitalistische Ordnung der Gesellschaft verschärften sich (im Gegensatz zur vorindustriellen Situation) die Geschlechterunterschiede. Damit gab es eine soziale Ungleichheit.

Frauenbewegung

Männer- und Frauenwelten

Die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters meinte (sinngemäß), dass durch die Veränderung der Gesellschaft eine Reduzierung der Frau auf ihre häuslichen Pflichten zur Folge hatte. So differenzierten sich durch die Trennung der Arbeits- und Wohnbereiche und damit auch die „Welten“ von Männern und Frauen.

Dies wurde durch die Auffassung der „Geschlechtercharaktere“ gestützt; demzufolge nur ein Geschlecht eine bestimmte Gruppe von Eigenschaften habe (z.B. Männer mit Verstand). Außerdem war die Stellung Frau von ihrem Mann abhängig.

Berufswelt der Frauen

Frauen durften keine weiterführenden Schulen oder Universitäten besuchen. Viele nutzten die Möglichkeit als Lehrerin zu arbeiten, um so selbstständig zu sein; der Beruf des Dienstmädchens war auch populär, da man dadurch Erfahrungen für das spätere Leben gewinnen konnte. Arbeiterinnen waren aufgrund ihrer sozialen Lage gezwungen, arbeiten zu gehen.

Bürgerliche Frauenbewegung

Seit der Deutschen Revolution bildeten sich Vereine, die die Benachteiligung von Frauen aufheben wollten. 1865 gründete Otto-Peters den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF), um Bildungschancen zu verbessern und die Berufsausübung zu unterstützen. Seit den 90er-Jahren versuchte man eine völlige Gleichstellung zu erreichen.

Proletarische bzw. sozialdemokratische Frauenbewegung

Nach August Bebel, der als Basis für die proletarische Frauenbewegung fungierte, wurden Frauen durch die soziale Abhängigkeit vom Mann und durch die wirtschaftliche Abhängigkeit im Arbeitsleben unterdrückt.

Diese Unterdrückung könne man nur durch die Umgestaltung in ein sozialistisches System beheben. Die Sozialdemokraten unterstützten auch das Wahlrecht aller, ein Recht auf Arbeit und die gesellschaftliche Verantwortung der Kindererziehung.

Rückgang der äußeren Bedrohungen?

Höhere Lebenserwartungen

In der Industriegesellschaft wurden das Gesundheits- und Kassenwesen sowie die öffentliche Hygiene ausgebaut. Das Einkommen stieg und die Lebensverhältnisse verbesserten sich. Dadurch konnte eine flexible und dauerhafte Versorgung vieler Bevölkerungsschichten mit hochwertigen Lebensmitteln sichergestellt werden. Außerdem gilt das 19. Jahrhundert wegen der langen Friedensphase als „friedliches Jahrhundert“.

Landwirtschaftliche Produktion

Mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts veränderten die Naturwissenschaften den Alltag des Menschen. So konnte in der Landwirtschaft die Produktivität durch den Einsatz von Kunstdüngern und Maschinen sowie durch den Ausbau der Anbauflächen erhöht werden.

Albrecht Daniel Thaer war ein bekannter Reformer der Landwirtschaft, wodurch diese sich am Wettbewerb orientierte. Seine Lehre, dass Mineralstoffe besser als Humus zum Düngen geeignet seien, wurde von Justus Liebig verbreitet.

Dadurch wurde die Landwirtschaft „verwissenschaftlicht“ und landwirtschaftliche Maschinen und neue Werkzeuge wurden eingesetzt. Es kam auch zu einem Mentalitätswandel, nach dem sich der Landwirt zu einer Art Fabrikant entwickelte, der die Natur kontrolliert.

Es änderte sich auch die Nahrungsqualität (zum Besseren) und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Konsum von Fleisch, Zucker und Obst an.

Hygiene und Seuchenbekämpfung

Durch Seuchen wurde der Ausbau der öffentlichen Hygiene, die Versorgung mit sauberem Wasser, der Kanalisation sowie der Müllabfuhr beschleunigt. Dadurch verschwanden die Seuchen allmählich.

Wissenschaftliche Grundlagen lieferte der Mediziner und Hygieniker Max von Pettenkofer, der die Theorie aufstellte, dass ein Zusammenhang zwischen einer Verunreinigung von Wasser, Boden und Luft und Seuchen besteht. Auch wichtig war die Einführung und Verbreitung der Impfung.

All dies führte dazu, dass Krankheiten weniger ausbrachen und dass die Kindersterblichkeit sank.

Industrielle Arbeits- und Lebenswelten

Pauperismus und Proletariat

Der Pauperismus ist die vorindustrielle Massenarmut, die aus dem starken Bevölkerungswachstum, der langsam steigenden Nahrungsmittelproduktion und aus dem Mangel an Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten entstanden ist.

Der Begriff des Proletariat hat in der Antike die Menschen eingeschlossen, die keine Angehörigen einer Steuerklasse waren, da sie zu wenig Vermögen hatten. Seit den 1840er Jahren ist es die Bezeichnung der vorindustriellen besitzlosen Massen sowie der ausgebeuteten Schicht der Lohnarbeiter, die nur ihre Arbeitskraft besaßen.

Durch den großen Bevölkerungszuwachs war die Ständegesellschaft überfordert und wurde als unhaltbar angesehen, da sie als ungerecht, unwirtschaftlich und fortschritts- und entwicklungshemmend angesehen wurde.

Dieser Eindruck wurde durch die Massenarmut verstärkt; zwischen 1820 und 1848 kam es deshalb zu einer gesellschaftlich-politischen Debatte. Als diese negative Einstellung verstärkt wurde, sah Karl Marx den Abstieg des Mittelstandes in das Proletariat voraus.

Heute sieht man diese Zeit nicht als Krise der Industrie an, sondern als eine Krise durch Missernten, die durch die größere Anzahl an Menschen verstärkt wurde. Dies erkennt man auch daran, dass sich mit der Zeit die Situation verbesserte. Letztlich ist es so, dass heutzutage Krisen nicht mehr zu Hungersnöten, jedoch zu mehr Arbeitslosen führen.

Arbeit, Fabrik, Maschine, Konsumgesellschaft

Um konkurrrenzfähig zu bleiben, mussten die Betriebe Geld investieren und sich vergrößern. Schließlich teilten sie die Arbeit auf und entwickelten sich zu Manufakturen und später zu Fabriken. Beide haben als Merkmal, dass die arbeitsteilig unter der Aufsicht eines Unternehmers produziert wird.

Durch weitere Konkurrenz wurde der Einsatz von Maschinen erhöht. Die schwere körperliche Arbeit wurde durch das Fließband erleichtert. Im Zeitraum von 1860 bis 1910 wurde die täglich Arbeitszeit von 12 auf 9,5 Stunden gesenkt. Dazu kamen Lohnerhöhungen, die die Kaufkraft und den Lebensstandard erhöhten.

Es gab dennoch kaum Freizeit für die Fabrikarbeiter, es gab jedoch immer mehr Teilhabe an Kultur und Wohlstand, welches ein Merkmal der modernen Konsumgesellschaft ist, die sich durch den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen über die Bedürfnisbefriedigung hinaus kennzeichnet.

Aus- und Binnenwanderung, Landflucht, Urbanisierung

Um dem Pauperismus zu entfliehen, gab es Emigrationswellen vor allem in die USA 1847. Fand man in einem Gebiet keine Arbeit oder gab es eine Unsicherheit der Arbeit, zog man in andere Regionen. Dabei kam es auch zur Landflucht, bei der die Menschen, die auf dem Land keine Arbeit hatten, in die Städte zogen.

Die Binnenwanderung bzw. Landflucht hatte die Verstädterung und Urbanisierung zur Folge. Unter Verstädterung versteht man, dass die Städte größer und bedeutender werden. Die Urbanisierung beschreibt man die Veränderung der Lebensformen, wie andere Lebensstile, mehr Gestaltung des Lebens, Entfaltung der Kultur, bessere Bildung und durch die Industrialisierung vermehrt vorkommenden Waren und Reklamen.

Die „Soziale Frage“

Problematik

Mit der Herauslösung der Menschen aus der Ständegesellschaft und ihrer gewohnten Umgebung konnten sich freier entfalten. Jedoch war das häufig von sozialer Unsicherheit begleitet. Die Arbeiter mussten zu Hungerlöhnen bis zu 18 Stunden am Tag arbeiten.

Dabei besaßen sie keine sozialen Sicherungen bei Krankheit oder bei einem Unfall. Da ab 1830 die Masse an Arbeitern stark anstieg, sanken die Löhne der Arbeiter und die Frauen und Kinder waren gezwungen auch zu schlechten Bedingungen in den Fabriken zu helfen.

Die schlechten Bedingungen am Arbeitsplatz, Gefahren an den Maschinen und die miserable Wohnsituation führte dazu, dass die Lebenserwartung nur ungefähr 40 Jahre betrog. Während der Industrialisierung konnte sie später zwar aufholen, sie blieb jedoch immer noch zurück.

Durch Massenstreiks wurde gezeigt, dass diese „Soziale Frage“ die Arbeiter beschäftige, dass ein Missverhältnis besteht und dass die Probleme zu lösen sind, auch wenn es nur darum ging soziale Unruhen, Revolutionen oder Hunger-Aufstände zu vermeiden.

Lösungsansätze

Organisierte Arbeiterbewegung

Die Arbeiter vertraten gemeinsam ihre Interessen, um so eine stärkere Wirkung gegenüber den Fabrikbesitzern zu haben. Sie organisierten Streiks, die auch zur Stärkung der Solidarität in den Gruppierungen dienten. Außerdem wurden Vereine und Gewerkschaften, für die eine soziale Absicherung des Arbeitsplatzes Vorrang hatte, gegründet sowie Parteien, z.B. die SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) gebildet.

Sozialgesetzgebung

Otto von Bismarck führte in den 1880er-Jahren die Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Rentenversicherung ein für Arbeiter unter einem bestimmten Einkommen. In der Weimarer Republik gab es zusätzlich die Arbeitslosenversicherung.

Die Krankenversicherung (1883) übernahm der Arbeitnehmer zu 67%, der Arbeitgeber zu 33%; die Unfallversicherung (1884) wurde allein vom Arbeitgeber getragen; Die Invaliden- und Rentenversicherung wurde zwischen Arbeitnehmer, -geber und dem Staat aufgeteilt. Diese Gesetzgebung war ein wichtiger Markstein in der Geschichte des Sozialstaates.

Christliche Sozialarbeit

Der evangelische Geistliche Johann Hinrich Wichern gründete 1848 den „Central-Ausschuss für die Innere Mission“; 1849 gründete Adolph Kolping eine Heimstätte für familienlose Männer, den „Katholischen Gesellenverein“.

Es gab verschiedene Zusagen und Aufforderungen seitens der Kirchen, wie 1891 als Leo XIII. in seiner Sozialenzyklika „rerum novarum“ eine gerechte Eigentumsordnung, eine Streik- und Koalitionserlaubnis sowie einen Arbeiterschutz forderte. Die Arbeiter blieben dennoch ziemlich neutral gegenüber den Kirchen.

Arbeiterbildungsvereine

In den 1840er Jahren wurden die ersten Arbeiterbildungsvereine vom liberalen Bürgertum gegründet, die allgemeine Bildung für alle bieten sollten, um so Aus- und Weiterbildungen und damit den sozialen und ökonomischen Aufstieg zu ermöglichen.

Ab 1860 wurden Arbeiterbildungsvereine auch von der Arbeiterbewegung gegründet, durch die oft politische und gewerkschaftliche Organisationen aufgebaut wurden.

Raiffeisenbewegung

Friedrich Wilhelm Raiffeisen förderte als Bürgermeister die Genossenschaften, die die kleinen Bauern zusammenschloss. Er unterstützte sie auch mithilfe von Krediten mit niedrigen Zinsen und gründete u.a. dafür den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte“.

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